Stasijäger gone bananas

oder

Wie kleine Männer versuchen, größerer Männer niederzuzerren!

Der Forschungsverbund SED-Staat an der Freien Universität Berlin

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"Staadt"tragend oder "Staadt"feindlich?

Informationsveranstaltung zu Jochen Staadt und dem "Forschungsverbund SED-Staat"

Anfang dieses Jahres wurde bekannt, dass Jochen Staadt im Vorstand des Mehringhofes sitzt. Gegen Staadt wurde eingewandt, dass er dem Kreis um Horst Mahler zuzurechnen sei, was Staadt jedoch bestritt. Nach einigem Hin und Her legte Staadt dann sein Amt nieder, jedoch nicht ohne Attacken gegen die "üblen Verleumder" zu fahren. Nahezu vollkommen ausgeblendet wurde in diesem Zusammenhang Staadts Tätigkeit im "Forschungsverbund SED-Staat", einem "Forschungs"projekt der FU-Berlin, das ganz im Sinne der Totalitarismustheorie eine Gleichsetzung von DDR und Nationalsozialismus betreibt. Der 1992 gegründete "Forschungsverbund", grösstenteils bestehend aus "gewendeten" Alt-68ern und ehemaligen Maoisten, relativiert Auschwitz, indem die DDR dämonisiert wird. Er liefert sozusagen die "wissenschaftliche" Unterfütterung für die totalitarismustheoretischen Thesen der Neuen Mitte/Rechten und trägt massgeblich zur politischen Durchsetzung derselben bei. Die Veranstaltung soll deshalb diesen "Forschungsverbund" und die Rolle Jochen Staadts darin einmal etwas genauer untersuchen und klären, ob nicht allein schon eine Beschäftigung beim "Forschungsverbund SED-Staat" mit einer Anwesenheit im Mehringhof unvereinbar ist.

Mit Wolfgang Wippermann (FU-Berlin) organisiert von gruppe venceremos am Donnerstag, 9.12., 20 Uhr im EX (Gneisenaustr. 2a)

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Quelle: http://www.stressfaktor.squat.net/1999/v991209.html


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Die Diktatur des Verdachts 

Der Forschungsverbund SED-Staat an der Freien Universität Berlin auf Kommunistenjagd 

Nach Marx wiederholt sich die Geschichte manchmal als "Farce". Und eine solche Farce der Geschichte ist der sogenannte Forschungsverbund SED-Staat. Gleicht er doch der aus den Ruinen des Kalten Krieges wundersam wieder auferstandenen "Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit". Diese KgU hat Ende der vierziger und Anfang der fünfziger Jahre einen privaten Kalten Krieg gegen die DDR geführt. Dies geschah vornehmlich mit publizistischen Mitteln und mit finanzieller Unterstützung der BRD. Die Kalten Krieger von der KgU wurden nicht müde, der bösen, bösen DDR alle möglichen Verbrechen anzulasten und jeden, der dies alles nicht so recht glauben wollte, als Kommunistenfreund zu denunzieren. 

Genauso arbeitet der Forschungsverbund. Doch während die KgU immerhin einen noch sehr lebendigen Kommunismus bekämpfte, jagt der Forschungsverbund einem Phantom nach. Antikommunismus nach dem Ende des Kommunismus ist wie politische Peep-Show - man kommt irgendwie nicht ran an das Objekt der Begierde. Daher sind die Forschungsverbundler auch gezwungen, Hand an sich selber zu legen. Die allergrößten Elche waren nämlich selber welche: Viele Bündler blicken auf eine linke Vergangenheit zurück, die sie mit einem pathologisch wirkenden Eifer bewältigen möchten. 

Zu nennen sind einmal museumsreife Ex-68er wie Bernd Rabehl, der offensichtlich schlaflose Nächte hat, weil er auch einmal "Ho-Ho-Ho-Chi-Minh!" gerufen hat. "Onkel Ho" war übrigens ebenso Kommunist wie der "Große Steuermann", zu dem sich ehemalige Maoisten wie Jochen Staadt einst bekannt haben. Schließlich die Grünen um Klaus Schöder, die alle aus einem hochschulpolitischen Ableger der Alternativen stammen, der sich Undogmatische Sozialisten nannte. Das Undogmatische an diesen Undogs war, daß sie schon einmal auf Hochschulebene die schwarz-grüne Koalition übten und Herrn Heckelmann zum Präsidenten wählten. 

Dafür wurden sie reich mit Referentenposten und einem ganzen Institut belohnt, das sich im grünen Trend mit Technikfolgen und Umweltbelastungen beschäftigen sollte. Dazu wurde dann 1992 auch die untergegangene DDR gerechnet, auf die sich Schröder und Co. mit einem Eifer warfen, der Konvertiten schon immer ausgezeichnet hat. Flugs wurde ein im Unigesetz überhaupt nicht vorgesehener Forschungsverbund gegründet, dem es gelang, neben universitären auch weitere staatliche Gelder einzuheimsen. Wofür, ist eigentlich nicht so ganz klar. Die Methoden der neuen DDR-Forscher, die ihr Forschungsobjekt vor 1989 allenfalls aus dem Zugfenster gesehen hatten, sind nämlich mehr als dubios. Dabei gehen sie regelmäßig in drei Schritten vor. Zunächst finden sie wie andere Leute Ostereier oder Pilze im Wald gewisse "Quellen" in einer gewissen, in der Verfassung nicht vorgesehenen Behörde. Dann werden diese Quellen gescannt und schließlich in einem dritten Schritt an die diversen Presseorgane gefaxt. Nach dem Finden, Scannen und Faxen kommt schließlich die sensationelle Meldung nach dem Muster: "Stasi schuld am Tod von Jesus Christus. Pilatus war IM." 

So weit, so lustig. Doch leider belassen es die Hobbyhistoriker vom Forschungsverbund nicht dabei. Sie finden nämlich in schöner Regelmäßigkeit Dokumente, die beweisen sollen, daß die eigene Universität völlig von der Stasi unterwandert gewesen sei, und daß verschiedene linke und sozialliberale Professoren ständig mit dem "totalitären" DDR-Staat gekungelt hätten. 

Als erstes nahmen sie sich Jürgen Kocka [1] vor. Anstoß nahmen die nekrophilen Antikommunisten daran, daß das SPD-Mitglied Kocka auch vor 1989 mit einigen seiner DDR-Kollegen geredet hatte. Daraus machten sie eine Art Verschwörung und insinuierten, daß Kocka aus Dankbarkeit für geleistete Dienste seine "Stasi-Spezis" mit Ämtern und Würden versehen hätte. Als willkommener "Beweis" galt der Historiker Olaf Groehler, der nicht angegeben hatte, vor 30 Jahren eine Verpflichtungserklärung unterschrieben zu haben und der daher sofort aus dem Potsdamer Institut für Zeitgeschichtliche Studien entlassen wurde, das damals von Kocka geleitet wurde. 

Nach Kocka kam Lutz Niethammer an die Reihe, der inzwischen einen Ruf an die Universität Jena erhalten hatte. Auch Niethammer wurden seine Kontakte zu Groehler und seine Zugehörigkeit zur SPD angelastet, unter der sich die Verschwörungsneurotiker vom Forschungsverbund offensichtlich so etwas wie eine Super-Mafia vorstellen. Genosse Niethammer habe dann seinen Assistenten Uli Herbert in das Kuratorium für die thüringischen Gedenkstätten gehievt. Daß Herbert diesem Kuratorium (bzw. der vorangegangenen Historikerkommission) lange vor Niethammer angehört hatte, störte sie nicht. 

Über Niethammer gab es in der Gauck-Behörde nichts. Dafür wurde immerhin ein Beurteilungsschreiben einiger DDR-Historiker gefunden, die Mitter der achtziger Jahre zu dem damaligen Oral-History-Projekt befragt wurden, das Niethammer in der DDR durchgeführt und dann unter dem Titel "Die volkseigene Erfahrung" publiziert hat. In diesem Papier war Niethammer von seinen Kollegen einerseits gelobt, andererseits aber auch getadelt worden, weil er - so wörtlich - "auf dem Boden der kapitalistischen Grundordnung" stünde. Wie nicht anders zu erwarten war, zitierten die Bündler natürlich nur die positiven Wendungen über Niethammer, die heute selbstverständlich negativ wirken. Die Bild-Zeitung brachte diese Story ganz groß heraus. 

Ganz besonders schlimm trieben sie ihr Spiel mit Peter Steinbach, der Professor am Fachbereich Politische Wissenschaft und Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand ist. Ihm wurde mit nun wirklich völlig einseitig und eindeutig falsch ausgelegten Dokumenten aus der Gauck-Behörde unterstellt, den kommunistischen Widerstand in der Ausstellung seines Hauses deshalb so breit gewürdigt zu haben, um sich bei Erich Honecker persönlich beliebt zu machen. 

All dies riecht nicht nur, es stinkt nach McCarthy. Doch bevor auf die politische Seite einzugehen ist, muß noch kurz die Frage beantwortet werden, was die Leute vom Forschungsverbund eigentlich wissenschaftlich so machen. Eigentlich nicht viel. Sie beschränken sich im wesentlichen darauf, all das niederzumachen, was die Linken einstmals gut fanden und umgekehrt. Neulich hat der Ex-Maoist Staadt sein Herz für Gustav Noske ("der Bluthund") entdeckt und ihn mit den rechten Ex-Bürgerrechtlern aus der Ex-DDR verglichen, was er ganz ernst und ganz positiv meinte. 

Ausgangspunkt und Leitlinie ihrer "investigativen Forschung" ist die Totalitarismustheorie, die eine Vergleichbarkeit und weitgehende Gleichartigkeit von Faschismus und Kommunismus postuliert. Im Unterschied zu den klassischen Faschismustheoretikern wie Hannah Arendt bezeichnen die Bündler vom Forschungsverbund auch die DDR als "totalitär". Wenn man die DDR mit dem Großdeutschen Reich vergleicht und gleichsetzt, dann kann man dies nur tun, wenn man von nationalsozialistischen Rassenkrieg und vom Holocaust abstrahiert. Kann man, darf man vom Holocaust abstrahieren? Kommt dies nicht einer, um Peter Gay zu zitieren, "trivilization by comparison" gleich? 

Die Bündler weisen dies weit von sich, weil sie sich, so ihr nun wirklich kurioses Argument, nicht mit dem Holocaust beschäftigt haben. Offensichtlich haben sie das Wesen der Rot=Braun-Totalitarismustheorie immer noch nicht begriffen. Dies kann man begreifen. Sie sind schließlich neu im Geschäft. Doch Unwissen schützt vor Strafe nicht. Wie die Verfasser des skandalösen französischen "Schwarzbuches" setzten sie schon allein durch die Verwendung der Totalitarismustheorie "Klassen"- und "Rassengenozid" gleich. Die Anwendung der Totalitarismustheorie auf den - wie er mit gleichmachender Absicht genannt wird - "SED-Staat" ist ein Unsinn, durch den der NS-Staat relativiert, ja trivialisiert wird. 

Hinzu kommt ihre schon erwähnte politische Methode, bestimmte ausgesuchte Linke bis Sozialdemokraten unter die Herrschaft des Verdachts zu stellen, wobei sich der Verdacht aufdrängt, daß sie dabei Materialien aus der Gauck-Behörde als politische Waffen benutzen. 

Jürgen Kocka ist zuzustimmen, wenn er die Führer des Forschungsverbundes folgendermaßen charaktisierte: Sie seien "Meister der politischen Demagogie", "Autoren von Halbwahrheiten und Verzerrungen und Wissenschaftler ohne Glaubwürdigkeit und Seriosität - um es zurückhaltend zu formulieren".

  •  Wolfgang Wippermann
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Quelle: http://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/_98/08/11a.htm


Das Denkmal wankt

Neue Aktenfunde belasten Günter Wallraff
Ein Film des DDR-Fernsehens vom November 1975 zeigt, wie sich der Schriftsteller Günter Wallraff feiern lässt - das Programm dauert 100 Minuten. Ein einmaliger Vorgang. Das Fernsehen der DDR, alles andere als ein Hort politischer Unabhängigkeit, zeigte Ausschnitte aus dem Werk eines Mannes, der - wie die neuen Aktenfunde zeigen - eng mit der Stasi verbunden war.
Das Gespräch mit Günter Wallraff vom 2.09.2003
Günter Wallraff aber hat noch am Dienstag in Kulturzeit alle Vorwürfe bestritten. "Es ist der dritte Fehlversuch, der dritte Anlauf, mich zu einem Stasi IM zu erklären", sagte Wallraff. "Und es ist zum dritten Mal gescheitert." Die Akten des IM Wagner, erklärt Wallraff nun, hätten mit seiner Person nichts zu tun. Da hätte sich ein DDR-Geheimdienstmann wohl wichtig gemacht und sich mit ihm, Wallraff, gebrüstet.
Informationen lanciert?

Stasi-Forscher Jochen Staadt
 
Foto Das sei ausgeschlossen, sagt dagegen der renommierte Stasi-Forscher Jochen Staadt. "Nach dem Auftauchen der Rosenholzdateien kann man nicht mehr davon ausgehen, dass hier ein einzelner Offizier, oder zwei oder drei, Wallraff nur zum Schein geführt haben. Denn mit Anlegung dieser Datei durch die Hauptabteilung Aufklärung (HVA) hatten auch andere Dienststellen der HVA Einblick, dass es einen IM Wagner gibt", so Staadt. Der Offizier, der IM Wagner führte, hätte Aufträge für diesen erhalten können. "Wäre das eine gefälschte Karte oder ein gefälschter Vorgang gewesen, so wäre dieser Mann in höchste Not gekommen." Er wäre bestraft worden, sagt Staadt.

Ist das ganze etwa ein Akt der Rache des Springer-Konzerns, in dessen Bild-Redaktion sich Wallraff einst einschlich? Gewiss nicht, sagt der junge Welt-Chefredakteur Jan-Eric Peters - und demonstriert am Ende beinahe Mitleid. "Ich bin nicht der späte Rächer Axel Springers. Ganz im Gegenteil, ich finde es fast schade, dass ein Mann, der einmal die Ikone des investigativen Journalismus in Deutschland war, beruflich betrachtet ein solches Ende nimmt." Das ist böse. Und doch wankt das Denkmal. Wallraff, der gefeierte Rächer der Verhöhnten, der Kämpfer gegen die griechische Militärjunta - ein Spitzel? Was um Himmels Willen hätte die Stasi von ihm erfahren wollen?

Was die Spionage betreffe, sei dies kein bedeutender Fall für das Ministerium für Staatssicherheit (MFS) gewesen, meint Staadt. "Was die Lancierung von Informationen in der Bundesrepublik betrifft, war er zumindest in der Zeit, als man zu ihm Kontakt hatte - über den Journalisten Gundlach aus Rostock - eine top Position für das MFS. Denn wer konnte damals für die Linke in der Bundesrepublik glaubwürdiger Informationen präsentieren als Wallraff", fragt Staadt.
Stasi an Desinformation interessiert

Karsten Voigt, früherer Jungsozialist
 
Foto Wie sehr die Stasi an Desinformation interessiert war, hat der frühere Jungsozialist Karsten Voigt, der 1970 einmal zwei Stunden von Walter Ulbricht empfangen wurde, persönlich erfahren. "Ich bin nie in solche Situationen gekommen, außer in einem einzigen Fall", sagt Voigt. Nach dem Anschlag auf die Berliner Diskothek La Belle 1986 habe ihm jemand aus der Führung der SED gesagt, dass ganz andere Täter dahinter stecken könnten, als in der Bundesrepublik vermutet werde. "Damals bin ich zur Bundesregierung gegangen und habe gesagt: 'Diese Information ist mir gegeben worden, bitte überprüft das. Ich weiß nicht, ob mir die Information gegeben wurde, weil sie wahr ist, oder damit ich öffentlich eine Falschinformation streue.' Das war meine Reaktion", sagt Voigt. 1:1 hätte er das nicht umgesetzt. "Und wenn ich es getan hätte, wäre es ein Fehler gewesen."

Günter Wallraff aber focht im DDR-Fernsehen für die Tugend der Feindaufklärung im sehr eigenen Sinn. Zumindest mit der Empörungsnummer - Giftgas in der Bundeswehr - ist Konkret-Autor Wallraff Mielkes Mannen gehörig auf den Leim gegangen. "Die Giftgasgeschichte zog sich lange hin und es stellte sich heraus, dass die Beschuldigten keine Giftgasforschung betrieben haben. Es war lanciert", sagt Staadt. "Es entsprach der Kampagne und den Broschüren, die vom Nationalrat der Nationalen Front in der DDR kurz vorher veröffentlicht worden waren. Die Informationen stimmten nicht."
Nimbus des Einzelkämpfers

Darüber hat Wallraff auch in Kulturzeit kein Wort verloren. Dabei hätte doch gerade er berichten können, warum er damals der Bundesrepublik der Notstandsgesetze mit Kanzler Kurt Georg Kiesinger, der Zeit der beginnenden Berufsverbote so ablehnend gegenüberstand und am Ende gar mit der DDR kokettierte. Wallraff aber stilisiert sich noch immer als Gegner des Systems. "Alles, was entlastend für mich spricht, ist bisher von der Presse nicht berücksichtigt worden", sagt Wallraff. "Bis 1971 habe ich diese Archive genutzt und danach wurde ich selbst observiert und zur Feindperson erklärt."

Kulturzeit hat Kenntnis von Geheimakten aus dem Jahr 1987. Noch zu diesem Zeitpunkt wurde Wallraff von der Stasi hofiert. An der Grenzübergangsstelle Friedrichstraße, so die offizielle Weisung, sei der Autor "besonders bevorzugt" zu behandeln. Der Zwangsumtausch war für ihn gestrichen! Warum nur steht er heute nicht mehr dazu? "Günter Wallraff hat einen Ruf als einzelkämpferischer Aufklärer im Sinne des damals herrschenden linken Weltgeistes", meint Staadt. "Und diesen Ruf, diesen Nimbus des Einzelkämpfers wird er in dem Moment verlieren, in dem das, was jetzt deutlich geworden ist, sich auch als allgemeine Meinung durchsetzt, dass er nämlich kein Einzelkämpfer war, sondern dass er eine massive Unterstützung des Nachrichtendienstes der DDR im Hintergrund hatte."

Ob ihn, den Mutigen, nicht doch noch einmal der alte Mut packen könnte? Nicht Ausflucht oder Beschimpfung der Boten, die von der Existenz des IM Wagner berichten - Selbstaufklärung heißt das Gebot der Stunde.
05.09.2003
Kulturzeit

                  Quelle: http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/kulturzeit/news/50376/


 
Die neue Herrschaft des Verdachts

In der Zeit des McCarthyismus herrschte der Verdacht über den Beweis. Ein amerikanisches Gericht, das die Prinzipien des Programms zur Überprüfung der politischen Zuverlässigkeit (Loyality-Program) legitimierte, formulierte dies so: „Ohne Beweis und selbst ohne Gelegenheit, seinen Anklägern gegenüberzutreten ..., kann ein Bürger der Vereinigten Staaten als illoyal gegen die Regierung der Vereinigten Staaten“1 befunden werden. Das – einem korrekten due process of law widersprechende – Regelwerk des McCarthyismus ersetzte den rechtsstaatlich gebotenen Blick auf die ganze Person, ihre Handlungen, ihre Publikationen, durch die tatbestandslose Zurechnung einer vorgeblichen Gesinnungsverfehlung; sie machte den Betroffenen zum Agenten des kommunistischen Systemgegners im Kalten Krieg. Unzählige Künstler, Wissenschaftler, in der Administration Tätige wurden den Loyality-Überprüfungen des Senators McCarthy unterworfen und aus ihren Stellungen entfernt.
Das wichtigste Instrument zur Präparierung einer Person nach den Kriterien der Illoyalität ist die sogenannte Kontaktschuld, die im Ost-West-Konflikt die Einordnung der politischen Position des Betroffenen auf der Gegenseite möglich macht. Diese Technik der politischen Auseinandersetzung, die im Kalten Krieg auch in der Bundesrepublik Konjunktur hatte – „Von Moskau bezahlt“ stand über Nacht auf den Wahlplakaten der Gesamtdeutschen Volkspartei Gustav Heinemanns – , lebt inzwischen wieder auf – trotz des Zusammenbruchs der kommunistischen Systeme. Wichtige Gruppen der westlichen Linken werden seit längerem von politisch einflußreichen Kräften als ideeller Teil des realsozialistischen Herrschaftssystems präsentiert. Wolfgang Kraushaar, Politologe am Hamburger Institut für Sozialforschung, versieht nun auch Wolfgang Abendroth, eine der prägenden Figuren der kritischen Opposition der Bundesrepublik, mit dem Kainszeichen, ein politischer Kooperationspartner der DDR-Diktatur gewesen zu sein (Unsere unterwanderten Jahre, in: „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ), 7.4.1998).
Das historische Gedächtnis ist kurz. Daher zunächst eine schnelle Erinnerung. Als Abendroth im September 1985 gestorben war, zeugten die Nachrufe auch in Zeitungen, die mit seiner politischen Auffassung nicht übereinstimmten – wie der FAZ –, von der Achtung seiner wissenschaftlichen Arbeit und seiner politischen Identität. Dies hing mit einer Lebensgeschichte zusammen, die sich von der der meisten westdeutschen Hochschullehrer unterschied: Als Widerstandskämpfer saß er im Dritten Reich vier Jahre im Zuchthaus, 1948 floh er, Professor an der Universität Jena, weiter Mitglied der illegalisierten SPD, aus der Sowjetischen Besatzungszone in die Bundesrepublik. Abendroth war einer der – linken – Gründungsväter der Politikwissenschaft und zugleich Mitglied der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtlehrer. Als Verfassungsjurist an der Seite der Gewerkschaften hat er wichtige Beiträge zur Einbürgerung des Grundgesetzes geliefert. Seine Position wurde auch von seinen konservativen Kontrahenten – von Ernst Forsthoff oder Ernst Benda – nicht etwa der Gedankenwelt der SED zugeschlagen, sondern als Gegenposition ernst genommen.
Wolfgang Kraushaar charakterisiert Abendroth in Gestalt einer Fremdbeschreibung der Westabteilung der SED (vom 18. Juli 1967), die noch nicht einmal von demjenigen SED-Vertreter, Dr. Karl Heinz Jahnke, gezeichnet ist, der die Gespräche mit Abendroth geführt hat. Aus diesem – offenbar nachträglich von einem Dritten erstellten – Bericht soll hervorgehen, daß Abendroth als geistiger Brückenkopf der SED angesehen werden muß: Für die von Abendroth und seinen politischen Freunden geplante Neugründung einer linkssozialistischen Partei, sei – referiert Kraushaar – „eine enge Abstimmung mit der KPD- und SED-Führung vonnöten. Zusammen mit der KPD müsse die sozialistische Partei das ‚Zentrum für eine breite demokratisch-antiimperialistische Bewegung’ bilden. Im Laufe der weiteren Entwicklung solle dann eine Verschmelzung beider Organisationen erwogen werden. Existenzberechtigung habe eine solche Partei aber nur dann, wenn es in allen entscheidenden Fragen ‚eine weitgehende Übereinstimmung mit der DDR und den führenden Genossen der SED’ gäbe.“ (FAZ, a.a.O.)
Die Kennzeichnung Abendroths durch Kraushaars Präsentation des SED-Dokuments wird – trotz eines Abendroths wirkliche Haltung bezeichnenden, in der FAZ am 4. Mai 1998 abgedruckten Leserbriefes von Heiner Halberstadt – von Jochen Staadt in Form einer Ausweitung des Verdachtes wiederholt (FAZ v. 20.5.1998). Schon die Form trägt Züge einer hingestreuten Verdächtigung. Der Autor, Mitarbeiter am Forschungsverbund SED-Staat an der FU Berlin, der eine ähnliche Kampagne gegen den früheren, von Richard von Weizsäcker berufenen Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Peter Steinbach, führt und ihn, eine ironische Selbstbezeichnung ins Gegenteil kehrend, als Hersteller einer Ulbricht-Skulptur diffamiert2, (schreibt nicht etwa einen Artikel, sondern benutzt die Besprechung eines Buches („Hettstedt ruft Münster“), das mit Abendroth gar nichts zu tun hat, um – unterstützt von einem in den Text montierten Foto des ‚Beschuldigten’ – den Vorwurf fast grenzenlos auszudehnen. Abendroth erscheint als politischer Komplize des höchsten Führungsgremiums der SED: Er habe, behauptet Staadt ohne jeden Beleg, „spätestens seit Herbst 1967 … innerhalb der westdeutschen Linken aufgrund konkreter Absprachen mit dem SED-Politbüro“ agiert.
Für die Erzeugung des Verdachts, Abendroth habe die Politik der SED mitbetrieben, werden die Regeln der Quellenkritik außer Kraft gesetzt. Die mindestens zu erwägende Unterscheidung zwischen der Echtheit und der Wahrheit einer Quelle, die jeder seriöse Historiker zu treffen vermag, unterbleibt. Auch eine Vergegenwärtigung des historischen Kontexts, in dem eine Quelle steht, wird gar nicht erst versucht. Die Quelle wird als Schnipsel eines vorgefertigten Bildes benutzt. Abendroths wissenschaftlich-politische Position, wie sie sich in seinen Schriften darstellt, bleibt vollständig ausgeblendet; nicht ein einziger Text von Abendroth wird, gleichsam als Lackmustest für das SED-Dokument, herangezogen. Eine Sekundärquelle der SED über Abendroth hat mehr Gewicht als die Objektivationen seiner jahrzehntelangen wissenschaftlichen Arbeit in der Bundesrepublik. 

Von der SED instrumentalisiert?

Wird die von Kraushaar präsentierte Quelle als ganze betrachtet und der historische Kontext zur Interpretation herangezogen, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Wenn Kraushaar das Dokument nicht mit dem blind machenden Zurechnungsblick seiner Generalthese der Steuerung der westdeutschen Linken durch die SED gelesen hätte, wäre ihm aufgefallen, daß – und dies läßt er einfach unerwähnt – in dem Dokument nur wenige Zeilen später davon die Rede ist, daß Abendroth andeute, daß bei Max Reimann, dem in der DDR lebenden Vorsitzenden der illegalen KPD, der starken Rückhalt in der SED-Führung besaß, zur Neugründung einer sozialistischen Partei „möglicherweise“ „eine weniger positive Einstellung vorhanden sei“.3 Die Position des politischen Kopfes des westdeutschen Kommunisten, der offenbar um den Führungsanspruch seiner Partei im Zuge der Neugründung einer sozialistischen Partei fürchtete und dessen Linie sich im Sommer 1968 mit der separaten Gründung der DKP durchsetzte, zeigt, daß die mit dem SED-Dokument transportierte Vorstellung einer intendierten „Übereinstimmung“ Abendroths „mit führenden Genossen der SED“ realiter starke altstalinistische Kräfte gerade auch in der SED gegenüberstanden. Daß es Teilgruppen in den kommunistischen Parteien auch Osteuropas gab, die sich in jener Periode 1967/68 einer demokratischen Gedankenwelt – besonders in der CSSR, aber auch unter bestimmten Intellektuellen der SED – öffneten, gehört in den geschichtlichen Zusammenhang einer inneren Differenzierung der kommunistischen Bewegung, die dann im Prager Frühling von 1968 ihren deutlichsten Ausdruck fand. Es war nur konsequent, daß Abendroth die Zerschlagung des reformkommunistischen Experiments in der CSSR durch die Truppen des Warschauer Pakts in einer Erklärung vom 1./2.2.1969, gemeinsam mit Bertrand Russell und Jean Paul Sartre, als „Kriegsverbrechen der Aggression“ verurteilte und „das Recht der tschechoslowakischen Völker unterstützte, sozialistische Ziele mit demokratischen Mitteln anzustreben“.4
Bei der geplanten Gründung einer linkssozialistischen Partei ging es Abendroth, wie Frank Deppe gezeigt hat5, darum, im Kontakt mit einzelnen Vertretern der SED (aber weiß Gott nicht mit dem Politbüro) den Versuch abzusichern, eine linkssozialistische – und eben nicht traditionell kommunistische – Partei nach dem Vorbild entsprechender Parteien in Frankreich und Italien zu gründen und jene Kommunisten, die einen demokratischen Lernprozeß durchlaufen hatten, einzubinden. Dieser Versuch scheiterte an den alten Kadern der KPD und der sie stützenden SED-Führung. Abendroth ist nicht von der SED instrumentalisiert worden, sondern die SED hat seine Konzeption durch den schon erwähnten Gründungsakt der DKP durchkreuzt.
Abendroths politische Position ist in seinen wissenschaftlichen Arbeiten vorgezeichnet. Bei einer sachlichen Rekonstruktion seiner Haltung wäre eine Fehldeutung, die sich gegen die politische Identität Abendroths blind stellt, ausgeschlossen gewesen. Ein Blick in die Untersuchungen von Abendroth – von dem Aufsatz „Aufgaben einer westdeutschen Linken“, der „Sozialgeschichte der europäischen Arbeiterbewegung“ bis zu dem Sammelband „Antagonistische Gesellschaft und politische Demokratie“ – hätte gezeigt, daß Abendroth ein entschiedener, in der Tradition Rosa Luxemburgs stehender Kritiker der diktatorischen Herrschaftsformen jenes „realen“ Sozialismus war, als dessen verlängerter Arm im Westen er nun vorgeführt wird.
Schon in einem Brief vom 29. Dezember 1948 an die Ministerin für Volksbildung des Landes Thüringen, Dr. Torhorst, in der er die Aufgabe seines Professorenamtes an der Universität Jena begründet, heißt es unmißverständlich, daß „angesichts der häufigen Eingriffe durch Verhaftungen und der Unmöglichkeit, andere als die jeweils von der Besatzungsmacht und den leitenden Behörden gewünschten Meinungen in der Presse, Rundfunk und Versammlungen öffentlich zu äußern, jede Voraussetzung“ fehle, weiter öffentliches Recht zu lehren.6 Die DDR charakterisiert Abendroth 1963 als „Regime des bürokratischen Polizeistaats“, „ihr ‚Sozialismus’ bleibt eine Karikatur ..., weil dort die Demokratie verschwunden ist“.7 In einem Aufsatz von 1964 bezeichnet er in unüberbietbarer Schärfe den Herrschaftsmechanismus der SED-Diktatur: „Mit dem ständig wachsenden Gegensatz zwischen Administration und Bevölkerung auf dem Gebiet der DDR sind die durch die stalinistische Ideologie ihrer politischen Führung angelegten Gefahren des bürokratischen Terrors und der durch jeden Terrorismus bedingten geistigen Verengung und Einschränkung des Spielraums der Meinungsfreiheit und der Diskussion bis zu deren (vorübergehend) fast völliger Beseitigung gewachsen“.8
Die Zerstörung der Gewaltenteilung und der Freiheitsrechte in der Sowjetunion, die ja als Modell der DDR fungierte, findet in Abendroth einen entschiedenen Kritiker. 1965 schreibt er: „Die Umwälzung der Gesellschaft in Rußland hatte politische Techniken und Herrschaftsformen hervorgebracht, die in vielen Einzelheiten denen des Faschismus entsprachen (oder von diesem übernommen wurden). Diskussion und Kritik wurden tabuisiert, Partei und Massenorganisationen mittels strenger Befehlsmechanismen geleitet, die Jugend in obligatorischen Jugendverbänden organisiert. Gesellschaftliche und kulturelle Differenzen konnten nicht mehr ausgetragen werden. Der Staat verfügte willkürlich über seine Bürger. Die Geheimpolizei wurde allmächtig“.9 Selbst gegenüber der Entstalinisierung der Sowjetunion, deren Fortschritt im Blick auf die Aufdeckung der Verbrechen er durchaus festhält, bezeichnet Abendroth 1968 ihre antidemokratische Schranke, die in der Abwesenheit von Meinungsfreiheit und gewerkschaftlicher Kampffreiheit liegt: „Das Stadium ‚einstimmig’ gefaßter Beschlüsse ist noch nicht überwunden, das Streikrecht noch nicht wieder hergestellt“.10
Das Gewicht der Kritik an den Herrschaftsverhältnissen im Ostblock für das Denken Abendroths – und dies ist mehr eine bestätigende Fußnote – wird auch in einem – von Kraushaar nicht berücksichtigten – Dokument der Westabteilung der SED bestätigt. Der Büroleiter Albert Nordens notiert am 4. April 1973: „Abendroth ist trotz seines Ausschlusses aus der SPD im Grunde genommen ein linker Sozialdemokrat; er bezog und bezieht betont antifaschistische und antikapitalistische Positionen, die allerdings mit nicht wenigen Vorbehalten gegen den realen Sozialismus verbunden sind“.11 (1961 war Abendroth wegen seiner Mitgliedschaft in der Förderergesellschaft des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes aus der SPD ausgeschlossen worden.)
Warum wird Abendroth, der auch im Westen einer „linken“ Legitimation von Gewalt in Gestalt des Terrors der „Roten Armee Fraktion“ aus dem Geist eines verfassungsrechtlichen Humanismus entgegentrat12, im nachhinein in einen Parteigänger der SED umdefiniert?
Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks ist die bürgerliche Gesellschaft in Europa universell geworden. Ein Element ihrer Legitimation als Endstufe der zivilisatorischen Entwicklung besteht darin, demokratische Gesellschaftsalternativen, die gerade durch den Stalinismus zerstört worden sind – wie der Prager Sozialismus mit menschlichem Gesicht – aus dem Bereich vernünftigen politischen Denkens zu verbannen. Dies gelingt am ehesten, wenn linke Kritiker des Stalinismus als dessen Anwälte erscheinen, wenn die Idee einer freieren Gesellschaft, die dem strukturellen Elend in der Dritten Welt, der Naturzerstörung und der stagnierenden Massenarbeitslosigkeit tatsächlich entgegenwirken könnte, mit dem – zu Recht – gescheiterten Staatssozialismus identifiziert wird.
Wolfgang Abendroth, der einst bei Karl Barth in Münster gehört und dessen theologische Schriften gelesen hatte, gab dem – vielfach geschändeten – Begriff des Sozialismus eine von endzeitlichem Überschwang unterschiedene, aber dennoch unabgegoltene Bestimmung: „(E)ine klassenlose Gesellschaft wird ... weder den geschichtlichen Prozeß beenden noch problemlos und widerspruchsfrei sein. Sie will und kann kein Paradies auf Erden bringen, sondern soll die geschichtlichen Probleme lösen, deren Bewältigung die Katastrophendrohungen, die aus der gegenwärtigen Struktur folgen, der Menschheit aufgegeben haben“.13

Joachim Perels

Anmerkungen:

© 1998  Blätter für deutsche und internationale Politik

Quelle: http://www.blaetter.de/kommenta/pere1098.htm


Günter Wallraff

Jürgen Kocka

Lutz Niethammer

Peter Steinbach

Wolfgang Abendroth

Männer die seitens des "Forschungsverbunds" in den Dreck gezogen wurden sollen.


Last but not least something on the "Forschungsverbund" in English:

 

This essay is a supplement to the April 1994 issue of Eastern German News.

Scapegoating GDR Research?
A Commentary

Thomas A. Baylis

The fall of Communism in eastern Germany, as elsewhere in Eastern Europe, has brought with it a rather ugly outburst of scapegoating. One of the targets of righteous venom has been Western GDR research, particularly that carried on by scholars influenced directly or indirectly by the late Peter Christian Ludz. Such attacks appear to go back in part to the long-standing rivalry between "schools" of West German research on the GDR, but they also share kinship with the ferocious attacks on Christa Wolf, Heiner Mueller, and other GDR writers who were once lionized in the West, with the partisan assault on the SPD's Ostpolitik, and more loosely with the Historikerstreit and the revival of the intellectual right in Germany.

One of the more visible symbols of the assault on pre-1989 GDR research has been the demise, at the Free University of Berlin, of the GDR section of the Institute for Social Science Research, once led by Ludz himself, earlier by Ernst Richert, and later by Hartmut Zimmermann, three scholars who arguably contributed more to a subtle and realistic understanding of the GDR than anyone else. A corresponding counter-symbol is the formation of a Forschungsverbund SED-Staat at the Free University with the explicit purpose of discrediting earlier GDR research as well as uncovering evidence of SED penetration of the University (the parallel to the declarations by GDR "society scientists" of their commitment to an ideological agenda heavy on the Entlarvung of the class enemy is unmistakable). While more objective scholars will recognize the Verbund's agenda for what it is and judge its products accordingly, it is troubling that even for some non-Germans, the assumption that earlier GDR research was severely tainted by blindness to the system's evils and/or a desire not to offend its ruling authorities is widespread? Witness some passing comments in Timothy Garton Ash's recent book or the uniformed remark of a recent commentator in Monatshefte that Ludz's work is "now largely discredited."

What Ludz, Richert, Zimmermann, and others in fact sought to do was to look behind the facade of monolithic one-party dictatorship at the GDR's tensions and conflicts and the underlying processes of social and economic change, both those intended by the regime and those not intended, and to assess their impact on elites, pivotal social groups, and ordinary citizens. While hardly uncritical, these writers were not content simply to detail the evils of the old regime in order better to denounce them (the tenor of much of the early writing on what was then called the "SBZ"), but sought to explain how the "system" actually worked, what problems it faced, and how it might try to adapt and respond to both internal and external pressures. Part of their approach required that they explore how participants in the system understood regime policies and ideological pronouncements, the "immanent" perspective so badly misunderstood by Ludz's critics. While employing a wide range of western social science concepts and analytical approaches, until very late in the GDR's history they were forced, it should be recalled, to do without the survey research, intensive field interviews, and reliable statistics that are taken for granted in studies of western countries. Some of their conclusions and predictions have subsequently proven to be incorrect. What scholars have not? Without their work over the years, nevertheless, it would have been impossible to understand the forces that led finally to the GDR's collapse and continue profoundly to influence the views and behaviors of the Federal Republic's sixteen million new citizens.

Now the critics appear to want to return to some of the worst excesses and omissions of early Cold War scholarship. The GDR must be seen as, and only as, an Unrechtsstaat; all those who held responsible positions in its institutions must be viewed as part of an undifferentiated, hopelessly compromised nomenklatura; its policies, whether in education, health care, or the economy, must be treated as uniformly misconceived and generally of evil intent. It would, of course, be no less foolish to indulge in an uncritical GDR nostalgia, as some of its citizens and former functionaries now seem inclined to do. A "critical-empirical" social science, such as that championed by Ludz, must continue patiently to pursue the complex and constantly changing reality that the old GDR was and the "new states" of the Federal Republic are. None of us approach these subjects without our own convictions and prejudices. But the kind of shrill scapegoating we have seen has no proper place in our efforts. [4/22/94]
[Converted to html on 13 December 1994 by Randy Bytwerk] 

Quelle: http://www.calvin.edu/academic/cas/egsg/1594s.htm


[1] Die links auf die Namen in dem Texten wurden von mir eingefügt. Alant Jost

Texte zusammengetragen von Alant Jost,

Direktor des Instituts zur Erforschung der Rache und Siegerjustiz im Vereinten Deutschland, I.E.S.V.D.  http://www.siegerjustiz.de

Siehe auch: http://www.siegerjustiz.de/scapegoating.htm